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5 Jahre w/k: Was bisher geschah. Teil I


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3.  Kooperationen zwischen Wissenschaft, Technik und Kunst


3.1 Fünf Formen der Kooperation

5 Jahre w/k ist nicht der passende Ort, um alle Formen der Zusammenarbeit systematisch zu erfassen. Ich weise ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf fünf Möglichkeiten hin, von denen nicht alle in den vorliegenden w/k-Artikeln zur Geltung kommen, was sich in Zukunft ändern kann.

Form 1: Eine Künstlerin oder ein Künstler arbeitet mit Wissenschaftlern/Technikern/Firmen zusammen, um bestimmte künstlerische Ziele verwirklichen zu können.

Form 2: Bildende Künstlerinnen und Künstler übernehmen im Rahmen eines größeren wissenschaftlichen Forschungsprojekts besondere Aufgaben. Florian Rötzer gibt im Aufsatz Kunst und Wissenschaft historische Beispiele für diese Art der Kooperation:

„Auf den großen Entdeckungsfahrten etwa von James Cook oder auf Forschungsreisen wie die von Charles Darwin waren neben Wissenschaftlern auch Künstler Teil der Mannschaft, um das Neue visuell zu dokumentieren und nicht nur der wissenschaftlichen, sondern auch der allgemein interessierten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Aber auch schon früher war dies der Fall.“ (Rötzer 2007: 60)

In Sachen Abbildung sind historische Veränderungen zu verzeichnen:

„Die Fotografie, der Film und eine Vielzahl anderer bildgebender Verfahren haben den Künstler als Begleiter des Wissenschaftlers zunehmend ersetzt.“ (Ebd.: 61)

Form 3: Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich an der Umgestaltung von Institutionen und Organisationen. Adelheid Mers gibt in Transfer-Diskurse Beispiele:

„Wie der Name der in London beheimateten Artist Placement Group anzeigt, werden Künstler, genannt incidental persons (beiläufige Personen), in Institutionen und Organisationen platziert. Nach Peter Eleey ‚nahm die APG an, dass Künstler die Industrie positiv beeinflussen konnten, sowohl durch die ihnen eigene Kreativität als auch durch ihre relative Unkenntnis bestehender Geschäftskonventionen.’“ (Mers 2012: 246)

Angenommen wird, dass kreative und intuitiv vorgehende Individuen, die „in Institutionen und Organisationen platziert“ werden, dort Schwachstellen manchmal besser aufspüren können als Insider, welche die „bestehende[n] Geschäftskonventionen“ internalisiert haben – und dass sie auch zu konkreten Reformprojekten ausformbare Verbesserungsideen entwickeln können.

Form 4: Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich an transdisziplinären Projekten. Wolfgang Krohn nennt als Beispiel „die Erschaffung neuer Seen in einer Landschaft, die durch Braunkohletagebau tiefschürfend verändert worden ist und nun durch Gewässer, die es dort nie gegeben hat, ökologisch und ökonomisch saniert werden soll“ (Krohn 2012: 6). Ich schlage vor, hier von Gestaltungsprojekten besonderer Art zu sprechen, in denen z.B. Landschaftsarchitekten – die sich als Künstler im weiteren Sinn einordnen lassen – eine führende Rolle spielen können. Der Gewinn und die Nutzung empirischen Wissens dienen der Lösung eines Gestaltungsproblems, die mithilfe eines Konzepts z.B. der Umformung der bestehenden Landschaft erfolgt.

Form 5: Wissenschaftler und Techniker übernehmen im Rahmen eines größeren künstlerischen Gestaltungsprojekts besondere Aufgaben. Große Installationen realisierende Künstlerinnen und Künstler (wie etwa Christo und Jean Claude) können Wissenschaftler beschäftigen, um bestimmte Erkenntnisprobleme, die im Gestaltungsprozess auftreten, zu bewältigen.

Der Hinweis auf fünf Formen der Kooperation soll in diesem Zusammenhang genügen. Zu unterscheiden ist dabei zwischen Künstlerinnen und Künstlern, die Kunstphänomene hervorbringen, und solchen, die sich in anderen Lebensbereichen engagieren und primär einen Beitrag zur Lösung der bereichsspezifischen Probleme liefern. Alle Kooperationsformen, an denen Künstlerinnen und Künstler (im engeren und im weiteren Sinn) beteiligt sind, können in w/k präsentiert und genauer untersucht werden.

3.2 Die w/k-Beiträge über Kooperationen

Künstlerinnen und Künstler arbeiten mit Wissenschaftlern/Technikern/Firmen zusammen

Thomas Schönauer: Künstler/Philosoph (EN)

Thomas Schönauer: Wissenschaft – Technik – Kritik des linearen Denkens (EN)

KUNST INSPIRATION WISSENSCHAFT (EN)

Podiumsgespräch zur Schönauer-Ausstellung (EN)

Renato Santarossa: Glas-Kooperationen (Kurzbeitrag in EN)

Mario Asef: Kunst und Ökologie (Kurzbeitrag in EN)

Martin Riedel & UliK: Techno-Zirkus (EN)

Nutzung einer technischen Ausbildung für die eigene künstlerische Tätigkeit

Skulpturen aus Fundstücken: Maschinenbauer Odo Rumpf (Kurzbeitrag in EN)

Ein Künstler entwickelt eine besondere Präsentationsform für wissenschaftliche Vorträge

Mario Asef: Acousmatic Lectures (Kurzbeitrag in EN)

Eine Künstlerin arbeitet mit einer Wissenschaftlerin zusammen

Ursula Damm und Birgit Brüggemeier: In der Sprache der Fliegen (EN)

Ein Wissenschaftsvarieté bringt Kunst und Wissenschaft zusammen

Glitzern & Denken: Das Wissenschaftsvarieté im Museum für Naturkunde Berlin (EN)

Kooperation der ZERO foundation mit dem MIT Museum Studio

Interview mit Till Bödeker

Verwendung von KI in der Gegenwartskunst

Michael Klipphahn: Künstliche Intelligenz in Gesellschaft und Kunst (EN)

Philipp Preußger: „Drone Art“ zwischen Anschauung und Vermittlung (Kurzbeitrag in EN)

Hochschulkooperation zum Zusammenspiel von Technik und Kultur

Natalie Sontopski: Talk To Me – Eine Kollaboration zwischen Kunst und Wissenschaft (Kurzbeitrag in EN)

Beitragsbild über dem Text: w/k-Beitragsabbildungen-Collage (2022). Foto: Till Bödeker.


Literatur

Krohn, Wolfgang (2012): Künstlerische und wissenschaftliche Forschung in transdisziplinären Projekten. In: Martin Tröndle und Julia Warmers (Hg.): Kunstforschung als ästhetische Wissenschaft. Beiträge zur transdisziplinären Hybridisierung von Wissenschaft und Kunst. Bielefeld, S. 1–19.

Mers, Adelheid (2012): Transfer-Diskurse. Zu Künstlerpositionen, Kreativindustrien, Kreativität, Innovation, Ästhetik und Diagrammatik. In. In: Tröndle/Warmers (Hg.): Kunstforschung als ästhetische Wissenschaft, S. 243–265.

Rötzer, Florian (2007): Kunst und Wissenschaft. In: Dieter Mersch und Michaela Ott (Hg.): Kunst und Wissenschaft. München, S. 53–68.

Vogel, Sabine B. (2021): Leonardo im Labor. In: Kunstforum  International, Bd. 277, S. 50–189.

Zitierweise

Peter Tepe (2022): 5 Jahre w/k: Was bisher geschah. Teil I. w/k - Zwischen Wissenschaft & Kunst. https://doi.org/10.55597/d15630

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