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„Kunst-und-Wissenschaft“ in anderen Medien – Teil IV

Text: Stefan Oehm | Bereich: Beiträge über Künstler

Übersicht: Kunst und Wissenschaft. Das klingt für viele so gegensätzlich wie Feuer und Wasser. Dabei sind sich beide so nahe wie Geschwister. Und das schon seit antiker Zeit. Was damals galt, gilt auch heute: Die Kunst sucht die Nähe der Wissenschaft – und die Wissenschaft die Nähe der Kunst. Und Stefan Oehm begibt sich in der Reihe „Kunst und Wissenschaft“ in anderen Medien auf die Spurensuche: nach Ausstellungen, Aufführungen, Büchern, Symposien und Zeitungsartikeln zum Thema.

Vorbemerkung des Herausgebers

Dies ist der vierte Teil von „Kunst und Wissenschaft“ in anderen Medien (Zurück zu Teil I, Teil II, Teil III). Stefan Oehm sucht in Zeitungen, im Radio, im Fernsehen, im Internet nach Beiträgen, die sich dem Großthema „Kunst und Wissenschaft“ zuordnen lassen. Die Hinweise sind nach dem folgenden Muster aufgebaut: Autor – Titel – Kurzdarstellung des Beitrags – Link zu weiteren Informationen. Die Zeitungsartikel sind in der Reihenfolge des Erscheinens geordnet, die Hinweise auf Ausstellungen hingegen in der Reihenfolge des Starts der Ausstellungen.

Die w/k-Nutzer werden um Mitwirkung gebeten: Wenn Sie auf weitere „Kunst und Wissenschaft“-Beiträge stoßen, so wenden Sie sich bitte an: stefan.oehm@betriebsbereit.de. Ihr Hinweis wird dann in der nächsten Runde dieser Reihe unter Nennung Ihres Namens veröffentlicht.

1. Klaus Fritze: Künstler und Molekularbiologe

Wie nah sich Kunst und Wissenschaft sein können, lässt sich geradezu prototypisch in Gestalt des Künstlers Klaus Fritze erfahren. Als promovierter Molekularbiologe, der jahrelang am Kölner Max Planck-Institut in der Genforschung gearbeitet hat, nutzt er Methoden und Instrumentarien naturwissenschaftlicher Analyse, um im Rahmen künstlerischer Projekte dem faszinierten Betrachter komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge auf vielfach verblüffende Weise nahezubringen und dabei öffentliche Auseinandersetzungen anzustoßen: Hier gehen wissenschaftliche und künstlerische Komponenten eine Wechselbeziehung ein, deren suggestiver Kraft man sich kaum entziehen mag.

Infos: Galerie Brigitte Schenk, KHM

2. Cybernetic Serendipity: The Computer and the Arts – reprint

1968 wurde im Londoner Institute of Contemporary Arts eine Ausstellung eröffnet, die eine neue Ära in der Kunstgeschichte einläutete: Cybernetic Serendipity: The Computer and the Arts. Sie zeigte die Resultate jener euphorischen, disziplinenübergreifenden Dynamik, mit der Künstler, Wissenschaftler und Technologen in kreativer Verbundenheit eine neue Form der Kunst zelebrierten – die kybernetische Kunst. Bildende Künstler wie Gustav Metzger, Nam June Paik, Edward Ihnatowicz oder Rowland Emett waren vertreten, ebenso Musiker wie Karlheinz Stockhausen, Herbert Brun und John Cage. Environments und kybernetische Maschinen waren Teil der Ausstellung, auch Computer-Tanz und -Texte, computeranimierte Filme – keine künstlerische Disziplin fehlte. Um dieses Ereignis in bibliographischer Weise gebührend zu feiern, ist 2018 zum 50-jährigen Jubiläum dieser epochemachenden Ausstellung ein Reprint des damaligen Ausstellungskatalogs erschienen.
(Cybernetic Serendipity: The Computer and the Arts, Reprint des Ausstellungskatalogs 1968/2018)

Infos: Cybernetic Serendipity: The Computer and the Arts, Medienkunstnetz, ArtHistoryArchive

3. Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Graz: Artificial Paradise? Immersion in Raum und Zeit

Eintauchen in artifizielle Welten. Bis die Grenzen verschwimmen, man als Realität wähnt, was Illusion ist. Ein künstlerisches Anliegen, so alt wie die Kunst selber. Und eines, das mit den neuesten Technologien der Virtual Reality eine ungeahnte Dynamik entwickelt, wird doch jetzt möglich, was zuvor nur Imagination war: die vollständige Immersion in künstlich-künstlerische Paradiese. Eigens diesem Thema widmete das Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien in Graz im Herbst 2018 eine umfassende, kritisch-inspirierende Ausstellung: Artificial Paradise? Immersion in Raum und Zeit. Zwölf internationale Künstler_innen beleuchteten mit unterschiedlichsten künstlerischen Ansätzen unterschiedliche Aspekte alternativer Wirklichkeiten. Ein vielgestaltiges Panorama, das die Spannbreite von grenzenloser Faszination bis völliger Verunsicherung auslotete, die uns die moderne Technologie heute eröffnet.
(Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Graz: Ausstellung und Begleitprogramm vom 27. September – 29. November 2018)

Infos: Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Graz

4. Zukunftskunst und Transformation: Über die Rolle von Kunst und Wissenschaft in Veränderungsprozessen

Nie zuvor hat die Menschheit einen solch radikalen gesellschaftlichen Umbruch erlebt wie heute. Die Große Transformation lautet der Titel des neuen Buchs des Wuppertal Instituts (im Fokus der Forschung des Wuppertal Instituts stehen Transformationsprozesse zu einer Nachhaltigen Entwicklung), das am 2. Oktober 2018 im Wuppertaler Opernhaus präsentiert wurde. Es verlangt nach einem neuen Denken und nach gegenseitiger Inspiration von Wissenschaft und Kunst. „Kreativität, Gestaltungslust und Experimentiermut sollen in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen an die Seite von wissenschaftlichem Faktenwissen, Alarmismus und moralischen Appellen treten. Die Reflexions- und Interventionsmodi von Wissenschaft und Kunst gilt es in einen fruchtbaren Austausch zu bringen“, so Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts. Er führt den Begriff der Zukunftskunst in die Nachhaltigkeitsdebatte ein.
(Oper Wuppertal: Die Große Transformation – Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels, Buchpräsentation des Wuppertal Instituts, 2. Oktober 2018)

Infos: Wuppertal Institut

5. NRW-Forum: Art & Algorithms

Eine Welt ohne digitale Technologien ist für uns nicht mehr vorstellbar. Alles ist von ihnen durchdrungen, Big Data ist dabei zum Codewort für die von uns kaum zu durchschauenden Phänomene wie das exponentielle Datenwachstum oder die durch Algorithmen gestützten Entscheidungen geworden. Viele Künstler haben Big Data in den vergangenen Jahren zum zentralen Thema ihrer Arbeiten gemacht und sich so in die öffentliche und kritische Diskussion eingebracht. Darauf reagierte nun die neue Veranstaltungsreihe Art & Algorithms, die in Kooperation mit der Universität zu Köln und dem Grimme Institut ab Herbst 2018 im NRW-Forum ausgewählte künstlerische Arbeiten zum Thema Big Data präsentierte, die durch Impulse flankiert und mit dem Publikum diskutiert wurden.
(NRW-Forum, Veranstaltungsreihe vom 12. Oktober –  13. Dezember 2018.)

Infos: NRW-Forum

6. Leonardo da Vinci: „Die Mär vom Erfinder Leonardo“

Als Sinnbild der Nähe von Kunst und Wissenschaft steht für uns der nachgerade ikonische Universalgelehrte Leonardo da Vinci. So widmete ‚Die Zeit‘ erst Anfang des Jahres sein komplettes Feuilleton einer journalistischen Verbeugung vor diesem einzigartigen Genius. Nun aber zeigt sich: Leonardo war nicht der, der er selbst nie zu sein behauptete. Vielmehr ist unser heutiges Bild von ihm, so hat es den Anschein, eine schnöde Erfindung des 20. Jahrhunderts. Genauer gesagt: die Erfindung einer Person – Benito Mussolinis. 1936 gab er die Order, die Ausstellung Leonardo da Vinci und die italienischen Erfindungen vorzubereiten, in der da Vinci als herausragender Ingenieur und Erfinder inszeniert wurde. „Das Universalgenie Leonardo sollte“, so Matthias Eckoldt in seinem Artikel in ‚Die Zeit‘, „zum Ausdruck bringen, welch gewaltige Schöpferkraft im italienischen Volk steckte.“ Die Diskussion ist eröffnet, der Ausgang ungewiss.

Infos: Die Zeit

7. Tanzhaus NRW, Düsseldorf: Festival Hi, Robot!

Wie wird die artifizielle Intelligenz unser Leben verändern? Ist der biologische Körper ein Auslaufmodell oder Grundausstattung eines beliebig erweiterbaren Mechanismus? Werden von uns geschaffene, selbstlernende humanoide Wesen, werden Roboter und Cyborgs ein transhumanistisches Stadium einläuten, in dem die menschliche Begrenztheit aufgehoben ist, der Mensch als Mängelwesen sein Ende findet – und damit die Menschheit, wie wir sie kennen? Wird es paradiesisch oder apokalyptisch? Wie werden die übermenschlichen Wesen der Zukunft denken, wie werden sie fühlen, nach welchen sozialen Regeln interagieren? Das Festival Hi, Robot!, initiiert vom Tanzhaus NRW, Düsseldorf, widmete sich in künstlerischer wie wissenschaftlicher Auseinandersetzung, in Konzerten, Konferenzen, Ausstellungen und Performances diesen drängenden Fragen.
(Tanzhaus NRW, Düsseldorf: Das Mensch Maschine Festival – Konzerte, Konferenzen, Ausstellungen und Performances vom 13. März – 31. März 2019)

Infos: Tanzhaus NRW, Düsseldorf

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Beitragsbild über dem Text: Unbekannter Autor (2016). Urheberrecht: Creative Commons CC0.

Zitierweise

Stefan Oehm (2019): „Kunst-und-Wissenschaft“ in anderen Medien – Teil IV. w/k - Zwischen Wissenschaft & Kunst. https://doi.org/10.55597/d10273

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