w/k - Zwischen Wissenschaft & Kunst
Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Paul Diestel – Formen der Natur

Text: Irene Daum | Bereich: Beiträge über Künstler

Übersicht: Paul Diestel setzt sich in seinen Skulpturen mit Wandlungsprozessen von Pflanzen und Tieren auseinander, die sich auf seine Naturbeobachtungen gründen. Er nutzt Materialien aus der Natur (vorrangig Holz) und bearbeitet sie mit anderen in der Natur vorgefundenen Stoffen wie Erde oder Asche. So entstehen nachhaltige Objekte, die sich in den Kreislauf der Natur einfügen.

Der 1996 geborene Bildhauer Paul Diestel reflektiert in seiner künstlerischen Arbeit über organische Formen und Prozesse ihrer Entstehung und Transformation. Nach einem Studium der Bildenden Kunst an der Kunsthochschule Kassel hat er bereits in jungen Jahren eine eigenständige Bild- und Formensprache geschaffen und in Verbindung mit renommierten Stipendien und Ausstellungen stetig weiterentwickelt.

Paul Diestel lebt und arbeitet in der ländlich geprägten Rhön, und die Beobachtung und Erforschung von Wandlungsprozessen bei Pflanzen und Tieren in seiner Umgebung sind ein wesentlicher Teil seiner Arbeit und fließen in die Titelgebung seiner Ausstellungen ein. Beispiele sind Herbarium im Jahr 2019 und aktuell transform. Sein Werk zeigt eindrücklich, wie die Beschäftigung mit der Biologie als Ausgangspunkt und zentrales Thema künstlerisches Schaffen prägen kann. Die Einzigartigkeit der organischen Formen, die er in der Natur vorfindet und die in der Natur angelegten Transformationsprozesse von Wachsen und Vergehen sind seine wichtigsten Quellen der Inspiration.

Geleitet von eigenen Sinneseindrücken, spürt der Künstler Formen der Natur nach, die z.B. Samen, Sonnenblumenkerne oder einen Falter im Puppenstadium kennzeichnen. Seine Arbeit spiegelt die Begegnung von Mensch und Natur wider, die keine naturalistischen Abbilder, sondern eine eigenständige Umsetzung der persönlichen Erfahrung nach sich zieht und in Objekten unterschiedlicher Dimensionen ihren Ausdruck findet.

Paul Diestel: Puppenstadium des Ligustenschwärmers (2021). Foto Irene Daum.
Paul Diestel: Im Strömungsgebiet (2020). Foto: Sebastian Kern.

Paul Diestels bevorzugtes Material ist Holz (Eiche, Pappel oder Silberahornholz), das er mit weiteren in der Natur vorgefundenen Stoffen wie Erde, Asche, Kalk und Hasenleim bearbeitet. Er schleift die Oberfläche und trägt Pigmente in Schichten auf, die mit dem Holz verschmelzen und sich so in einem organischen Prozess zu dem fertigen Werk verbinden. Auf diese Weise entstehen nachhaltige Arbeiten, die sich wie die Ausgangsmaterialien in den Kreislauf der Natur einordnen. Ein Beispiel ist seine Arbeit Acer, Ahornsamen in einer Dreier-Formation als übergroße ausdrucksstarke Holzskulptur im Raum, die ja nach Perspektive des Betrachters einen unterschiedlichen Raumeindruck vermittelt. Die Bearbeitung in Schichten verleiht der Oberfläche der Objekte unterschiedliche Nuancen, die abhängig von Lichteffekten immer neue Bilder hervorrufen.

Paul Diestel: Sepia (2020). Foto: Sebastian Kern.

Paul Diestels Objekte repräsentieren grundlegende organische Formen ohne überflüssiges Beiwerk, es sind ausgewogene Kompositionen in einer Verdichtung auf das Wesentliche. Sie zeigen Momentaufnahmen in einem Prozess der unaufhaltsamen Transformation, die schon das Kommende in sich tragen. Seine Arbeiten sind eine Wertschätzung der schönen Formen der Natur, die im künstlerischen Prozess umgestaltet werden und sich so in schöne Form anderer Art verwandeln.

Sie versinnbildlichen ein Streben nach Harmonie, die der Natur innewohnt, aber auch eine Reflektion aus der Perspektive des Betrachters über den Kreislauf der Natur, von dem auch er ein Teil ist. Unter dem Titel transform zeigt die Galerie Löhrl bis Ende August 2021 eine Einzelausstellung mit aktuellen Arbeiten von Paul Diestel in ihren Galerieräumen in Mönchengladbach, Kaiserstr. 58-60.

Beitragsbild über dem Text: Paul Diestel: Acer (2019). Foto: Anja Kühne.

Zitierweise

Irene Daum (2021): Paul Diestel – Formen der Natur. w/k - Zwischen Wissenschaft & Kunst. https://doi.org/10.55597/d15297

Gib den ersten Kommentar ab

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert